U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-6, Trial Transkript, S. 51900-51924
TitleU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-6, Trial Transkript, S. 51900-51924
ReferenceDMP.000-50-5-6.51900
Content descriptionSeite: 51900-51924, Otto Schiffter tritt in den Zeugenstand. Er ist 53 Jahre alt, Forstarbeiter und lebte zuletzt in Eddersheim. Er war Hauptmann der Wehrmacht, 1914 ging er zur Armee und verpflichtete sich für 12 Jahre. Er verließ die Wehrmacht im September 1926. Per 25.8.1939 wurde er wieder eingezogen, zur Waffen-SS wurde er kommandiert. Er war Transportführer des Transportes von Wolfsburg nach Ebensee, gestartet wurde am 15.2.1945, erster Halt war Friedland, dort ließ er 207 kranke Häftlinge zurück. Sie nahmen soviele Nahrungsmittel mit, wie sie von der OT bekamen. Weitere Rationen bekamen sie vom Hauptlager (welches - KLM oder Groß-Rosen?). Es gab drei Transporte gleichzeitig, allesamt schlecht organisiert, sagt Schiffter. Zwei davon hatten dasselbe Ziel. Schiffter schickte auf eigene Faust ein Vorauskommando nach Schoemburg, um zu checken, ob es dort Quartiere gab. In Schoemburg waren Baracken frei von einem früheren Transport, nahe einer Munitionsfabrik, dort wurde ein Lazarett eingerichtet. Von der örtlichen Behörde erhielt er zwei Tage lang Nahrungsmittel, der Ort war voll von Volksdeutschen Flüchtlingen. Vom örtlichen Vieh wurden einige Tiere geschlachtet und kamen den Häftlingen als Nahrung zu Gute. Schließlich bekamen sie Waggone für den Weitertransport (aus Prag), doch Schiffter lehnte ab, da es offene Wägen waren. Schließlich ging es doch weiter, einige starben, ermordet wurde niemand, versichert Schiffter. Die Toten gab es deswegen, weil zuviele Kranke auf den Transport geschickt wurden. [eine Seite des Transkripts fehlt]. Es geht dann weiter um Dr. Wetterwald - worum konkret ist nicht ersichtlich. Schiffter berichtet von einem Vorfall, als einige Häftlinge eine Hütte mit Nahrungsmittel stürmen wollten, der Mann, der sie bewachte, schoss. Nach der Ankunft in Ebensee rief Schiffter im Lager an und übergab die Häftlinge. Es wurde eine Postenkette aufgezogen und je 100 Häftlinge wurden eskortiert. Gleichzeitig gab es auch LKWs, die Schiffter besorgt hatte - für die Kranken. Diese wurden ebenso eskortiert, schließlich wurden die Toten weggebracht. Schiffter meldete sich beim Lagerführer, die Unterlagen zum Transport brachte er in die Schreibstube. Schiffter erinnert sich auch an den Transport aus Melk, damals er in Ebensee Wachblockführer. Er war gerade im Jourhaus, also Kramer daherkam, er war weiß im Gesicht und berichtete, dass ein SS-Ustf. bei diesem Melk-Transport kurz davor war durchzudrehen und 20 Männer erschießen möchte. Er drohte auch Kramer mit Erschießen. Schiffter nahm den Rapportführer mit (der Lagerführer war gerade in KLM, der Bataillonsführer SS-Ustf. Siegmann war nicht zu finden) und versuchte, die Lage zu entschärfen. Der Mann, der durchgedreht war, war Reischenbach. Als Schiffter ankam, sah er dessen SS-Rang nicht, da er einen Mantel eines Hauptmannes trug. Also sei er ihm gleichgestellt gewesen und er konnte ihm keine Befehle geben. Reischenbach schrie Schiffter an und meinte, er sei hier der Chef und könne tun, was er wolle. Doch Schiffter redete ihm zu, die Häftlinge zumindest zum Lager zu bringen und nicht am Bahnhof zu erschießen, das dies zuviel Aufsehen erregen würde. Dem stimmte Reischenbach zu. Schiffter rief inzwischen in Mauthausen an, doch Ganz war nicht auffindbar, also wurde Schiffter mit dem Adjutanten verbunden. Dieser kannte ihn nicht und Schiffter erklärte ihm, dass er aus Groß Rosen gekommen sei. Der Adjutant bestäigte ihm, dass sein Vorgehen richtig sei. Inzwischen waren die 20 Mann am Lager eingetroffen, Schiffter schickte die WAchen weg und ließ die Häftlinge ins Lager, sie kamen alle gesund an. Schiffter erklärt, dass er das Lager später den US-Truppen übergeben habe. Am Tag davor hatte Ganz verkündet, dass auf Befehl von Himmler (oder einem anderen "big shot") die Lager nicht von SS-Männern übergeben werden sollten, sondern von Wehrmachtsmännern. Am 9. Mai traf er einige Häftlinge und sprach mit ihnen, auch den Bürgermeister traf er. Er sagt, er habe auch drei jüdische Häftlinge getroffen, die meinten, er habe sie wie ein Vater behandelt. Schiffter erzählt dann von Juni 1944, also fünf unterschiedliche Instruktionen ankamen (nach Groß Rosen). Eine war vom Führer und besagte, Häftlinge seine Feinde des Staates und dürften nicht angerührt werden. Diese Instruktion wurde den Männern wöchentlich vermittelt, die MÄnner mussten auch eine diesbezügliche Erklärung unterschreiben (sie bezogen sich auch Sabotage und Spionage). Deshalb haben seine Männer nie Häftlinge geschlagen. Auf der Postenkette in Teilen von Ebensee war es nicht möglich, ins Lager einzusehen, deshalb hält Schiffter es für möglich, dass einige Wachen nichts von Mißhandlungen oder Morden wissen. Schiffter meldete sich am 15.6.1944 in Oranienburg bei der Waffen-SS. Danach kam er nach Groß Rosen, Wolfsburg und schließlich per Transport nach Ebensee. Er wird weiter zum Transport nach Ebensee befragt und erzählt noch einige Details dazu. In Ebensee ging er gemeinsam mit Rapportführer Priebel zu Reischenbach um die Erschießungen zu verhindern. Mißhandelungen sah Schiffter in Fingerleiten - verübt von Kapos. Schiffter streitet auch nicht ab, dass einige SS-Männer schlecht waren, das sei auf die Position angekommen, meint er. Schiffter wird zu einem Schreiben Bormanns befragt bezüglich der Behandlung von abgestürzten Fliegern - er weiß davon nichts. Auch nicht vom Befehl von Goebbels vom 28.5.1944 in der selben Angelegenheit. Schiffter versichter, die Aussage des Zeugen Jerusalem sei falsch, er habe in Wolfsburg niemanden erschossen. Er trug eine alte Pistole aus dem 1. Weltkrieg, eine portugiesische. Der Transportzug war einige hundert Meter lang, schätzt Schiffter.
Persons keywordOtto Schiffter, Kramer, Ganz, Reischenbach [sic], Priebel, Dr. Wetterwald, Jerusalem
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