U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-42, Trial Transkript, S. 41879-41910
TitleU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-42, Trial Transkript, S. 41879-41910
ReferenceDMP.000-50-5-42.41879
Content descriptionSeite: 41879-41910, Der Angeklagte Johann Folger betritt den Zeugenstand. Er wurde am 9.2.1906 in München geboren und ist Bauarbeiter. Er wurde am 4. März 1933 inhaftiert und war schon davor einmal wegen Diebstahls inhaftiert gewesen. 1933 kam er wegen eines Streits in Haft, dabei ging er gegen einige Nationalisten an. Dabei zog er die Pistole und wurde eingesperrt. Er bekam sieben Jahre und wurde am 12.4.1940 freigelassen. Doch wenig später kam er nach Dachau (20.5.1940). Am 16.8.1940 kam er mit 1500 anderen Häftlingen nach Mauthausen. Dort war er einfacher Häftling, in Gusen I war er dann ab August 1940 und blieb bis 8.4.1945. An diesem Tag wurde er als einer von 134 deutschen Häftlingen von Gusen I ausgewählt, da er in körperlich gutem Zustand war und nicht zu alt. Sie erhielten ein Training und Ausbildung an der Waffe und kamen am 8. April 1945 nach Oberzirking. Dort mussten sie Schützengräben ausheben und Wache stehen. Ab 5. Mai bis 4. Juni arbeitete er bei einem Bauern für Kost und Logis. Dann im Juni ging er nach Gusen und meldete sich dort. Nach einigen Stunden wurde er dort beschuldigt, einen Häftling mit 25 Schlägen traktiert zu haben. Er schildert im Detail den weiteren Verlauf, er wurde einiger Vergehen beschuldigt, die sich aber als haltlos herausstellten. Im Zuge dessen wurde er auch geprügelt. In St. Georgen wurde ihm der Tod angedroht, sollte er kein Geständnis unterschreiben. Doch er unterschrieb nichts. Wessen er beschuldigt wird, erfuhr Folger erst vor Gericht. Folger erklärt, dass er seit Oktober 1940 bei der Pumpstation arbeitete, bis Februar 1942 und bei den Drainagearbeiten. Das war außerhalb des Lagers. Danach arbeitete er bis Mai 1942 in der Sandgrube in St. Georgen - die gehörte Pitsch. Von Mai 1942 bis Februar 1943 arbeitete er beim Donaukanal beim Transport von Baumaterialien. Im Februar und März 1943 arbeitete Folger bei der Fertigstellung einer Transformerstation in St. Georgen, zwischendurch war er auch für die Sandgrube in St. Georgen zuständig. Danach war er bis April 1944 beim Sprengkommando Katzdorf, das war etwa 12 km entfernt. Danach war er beim Tunnelbau Pitsch bis 29. April 1944. Ab 2. Mai 1944 war er Kapo beim Kellerbaukommando Nr. 3 bis 8. März 1945, danach kam er zu einer Militäreinheit. Alle diese Kommandos waren außerhalb des Lagers, abgesehen vom Kellerbau gegen Kriegsende. In der Zeit davor war Folger tagsüber nie im Lager anwesend. Folger war zunächst Vorarbeiter, später Kapo und Oberkapo. Folger wird dann mit den Aussagen der Belastungszeugen Kowalski, glowacki konfrontiert. Kowalskis Aussage bezüglich des einstürzenden Tunnels sei nicht wahr. Kowalski hatte gar nicht das Recht, Folger als Oberkapo auf eine Gefahr im Tunnel hinzuweisen. Folgers Aufgabe war es, die Häftlinge an ihren Arbeitsplatz zu geleiten und die Essensausgabe zu überwachen. Für die technischen Details beim Tunnelbau war Folger nicht zuständig. Kowalski arbeitete für eine private Firma bei Probebohrungen und war Kapo (eher Vorarbeiter) von vier oder fünf anderen Häftlingen. Folger hatte sieben Tunnel und musste jeweils 30 Häftlinge für die Arbeit dort einteilen. Auch musste er sehen, dass die Häftlinge ihre Arbeitsgeräte hatten, im Fall des Falles im Bauleitungsbüro um Material fragen. Bei Unfällen beim Tunnelbau kam nie mehr als eine Person bei einer Begebenheit um, es wurden auch die Umstände von Unfällen erhoben, die Dest verfasste ebenfalls einen Bericht. Als Zeugen seiner Version der Vorgängen nennt Folger Anton Lederstatter, er war Zimmerer. Überdies Ludwig Fuessl, der Arbeitseinsatzführer, der alle Kapos unter sich hatte und alle Arbeitskommandos überwachte. Er nennt weiters Albert Hang, aus dem Elsaß. Die Aussage von Franke ist laut Folger falsch, da er zum besagten Zeitpunkt an der Donau arbeitete. Die Aussage von Marciniak verneint Folger ebenfalls. Folger wurde einmal in seiner Funktion als Kapo bestraft. Er erwähnt einen Baustellenführer namens Hans Tretto und den Schutzhaftlagerführer Seidler. Dieser inspizierte das Arbeitskommando und befand es für zu faul. Deshalb bekamen Folger und vier andere Häftlinge je 15 Schläge, ausgeführt von Oberscharführer Gross und Unterscharführer Kluge. Einige Tage später bekam er von Rapportführer Brust neuerlich 25 Schläge. Während seiner Zeit beim Tunnelkommando kam ein Häftling um, am 9. Februar 1945. In einer früheren Aussage sprach Folger noch von zwei Toten während seiner Zeit als Kapo. Damals sagte er auch aus, dass er einmal 15 Schläge verabreicht hatte - der Häftling hatte etwas gestohlen. Ein anderes Mal bekamen drei Häftlinge auf Befehl von Arbeitskommandoführer Franz Kinzing jeweils fünf Schläge.
NotesFolger war Kapo und Oberkapo an verschiedenen Baustellen in Gusen
Persons keywordLudwig Fuessl, Seidler, Brust, Johann Folger, Kowalski, Glowacki, Marciniak, Anton Lederstatter, Albert Hang
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