U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-48, Trial Transkript, S. 18279-18346
TitleU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-48, Trial Transkript, S. 18279-18346
ReferenceDMP.000-50-5-48.18279
Content descriptionSeite: 18279-18346, Bollhorst ist gelernter Schmied und meldete sich mit 17,5 Jahren freiwillig zur SS in Hamburg. Ein halbes Jahr blieb er in Hamburg, dann war er ein Jahr in Klagenfurt beim Regiment Nordland, dann kam er nach Russland an die Front. Im September 1941 wurde er verwundet und nicht mehr fronttauglich. Am 27. Jänner 1942 kam er in den KZ-Dienst, davor war er in Oranienburg und kurz in Buchenwald, dann ging er nach Klagenfurt zurück. Von Klagenfurt, wo er rekonvaleszent war, kam er nach Mauthausen am 27. Jänner 1942. Er versuchte mit Hilfe des Arztes und des Lagerführers Ziereis, von dort wegversetzt zu werden, aber vergeblich. Er kam in die 1. Wachkompanie und blieb etwa ein Jahr dort. Einige Woche war er auch bei der 3. Kompanie als Blockführer im Schutzhaftlager, doch ins Schutzhaftlager durfte er nicht hinein. Untergebracht war er im Lager, aber außerhalb des Schutzhaftlagers. Dann war er wieder kurz Wache und dann wieder Blockführer für ein Jahr mit Ausnahme von drei Monaten als er in Wr. Neustadt war - als Rapportführer. Als Blockführer war er für einen bestimmten Block zuständig, musste zusätzlich auch Pflichten eines Kommandoführers erledigen und einige Male im Monate (rund fünf Mal) auch Wache bei Lagereingang stehen. Als Rapportführer war er für die Hygiene und Sauberkeit des Lagers ebenso zuständig, wie für den dreimal täglich abgehaltenen Zählappell. Ab Jänner 1944 war er Kommandoführer einer Gruppe von 30 Spaniern, das war das sogenannte Poschacher-Kommando. Diese Spanier waren noch ganz jung, ca. 17. bis 19 Jahre alt. Diese Spanier arbeiteten ohne Wachen und gegen Bezahlung und bekamen vom Steinbruchbesitzer noch Extranahrungsrationen. Das Essen wurde mit einem Pferd samt Wagen gebracht. Die davor befragten Zeugen sprachen über den Wiener Graben, doch der Steinbruch den er meint war im Privatbesitz von Poschacher in Nordhausen, etwa eine Dreiviertelstunde entfernt. Im Februar 1944 war Bollhorst bei einem Bombenkommando in Steyr, dort wurden Blindgänger ausgegraben. Im März 1944 war er beim einem Bombenkommando in Bad Hall. Fünf Monate lang war er krank und in Spitälern in LInz und Budweis. Sein Soldbuch ist allerdings in Dachau verschwunden, um das zu belegen. Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, am 11. März 1945, hatte er zwei Wochen Erholungsurlaub, die er mit seiner Frau in Mauthausen verbrachte. Dann baten ihn der Lagerälteste Schöps und der Lagerschreiber Kurt Bany darum, seinen Posten wieder einzunehmen. Denn die Nachfolger von Bollhorst waren Kommandoführer die aus Auschwitz gekommen waren und unter ihnen hatten die Häftlinge zu leiden. Bollhorst kehrte in seine Position zurück, obwohl er noch auf Krücken gehen musste. Doch der Lagerarzt Dr. Podlacher behandelte ihn und so wurde es bald besser. Bollhorst war dann Rapportführer. Kurz vor der Lagerbefreiung verließ Bollhorst das Lager und ging zu seiner Frau und deren Eltern nach Mauthausen. Am 8. Mai wurde er verhaftet und in den Bunker von Mauthausen gebracht. Bei einer Befragung hatte Bollhorst bereits zugegeben, drei Häftlinge auf der Flucht erschossen zu haben, das war im November 1942 und das war auch im Totenbuch vermerkt. Vier Mal war er bei Exekutionen dabei, so etwa im Frühjahr 1942 als vier Häfltinge auf dem Appellplatz gehängt wurden, dabei mussten sich alle SS-Männer aufstellen. Er hat auch Häftlinge geohrfeigt, etwa einen, der einen Mithäftlinge umgebracht hatte. Bollhorst berichtet außerdem, dass einmal nach 30 abgestürzten US-Fliegern gsucht worden ist, die wurden gefunden und in ein Kriegsgefangenenlager gebracht. Bollhorst erzählt von einer weiteren Befragung, wo er mit Scheinwerfern angeleuchtet wurde, während aus dem Schatten heraus von ehemaligen Häftlingen Fragen gestellt wurden. Als Blockführer musste er öfters in den Kühlraum gehen, sagt Bollhorst. Auch bei zwei Exekutionen dort war er anwesend. Er bewachte dabei die Häftlinge, die gleich hingerichtet werden sollten, die Hinrichtungen nahmen aber Schulz, Bachmayer, Ziereis, Roth und Trum vor. Schulz hatte die Liste der Personen und holte sie von Bollhorst ab und brachte sie in den Exekutionsraum. Bei den Exekutionen wurden Urteile verlesen, die auf verschiedene Gerichte Bezug nahmen, etwa Reichsgericht oder SS-Gerichte. Es sei möglich, dass auch das RSHA genannt wurde. Die Aussage von Wassner sei aus der Luft gegriffen, sagt Bollhorst, außerdem habe er ihn bezüglich seiner Uniform falsch beschrieben. Auch den Standort der Zahnstation und die Fenster habe Wassner falsch dargestellt. Ein Kamerad von ihm, Karl Giesiegel, könne bezeugen, dass Bollhorst zu dem von Wassner genannten Zeitpunkt nicht in Mauthausen war, sondern im Poschacher-Steinbruch. Die Aussagen von Wassner und Nedimovic widersprechen sich, sagt Bollhorst. Im April 1944 fuhr Bollhorst mit einem Bus nach Hartheim, doch er wusste damals nicht, dass dort Häftlinge vergast werden. Im Bus war der Fahrer und zwei Blockführer, der ältere davon war Kommandoführer, das war Unterscharführer Füllgraf.Hinter dem Schloss waren Baracken und dort stiegen die Häftlinge aus und wurden von Personen in weißer Kleidung entgegengenommen. Bollhorst erklärt dann, wie es zu Einträgen im Buch "unnatürliche Todesfälle" kam. Wenn etwa eine Wache einen Häftling erschoss, wurde ein Bericht nach Wien geschickt. Es wurden Fotos und Skizzen gemacht und in der politischen Abteilung fand eine Befragung dazu statt. Bollhorst erklärt, dass er den Zeugen Geiger nicht kennt, ob es zu der von Geiger genannten Zeit holländische Juden in Mauthausen gab, weiß er nicht, er war damals einfacher Wachposten. Geigers Aussage sei zudem widersprüchlich. Der Kommandoführer des Elektrikerkommandos war Sturmscharführer Hildner. Geiger hätte an der genannten Position nicht so lange stehen und beobachten können, denn es gab daneben einen Wachturm. Kanduth war ein Kapo im Krematorium. Dass er Bollhorst bei Erschießungen, Erhängungen, etc. gesehen haben will, müsse ein Fehler sein, sagt Bollhorst. Der Exekutionsplatz war zwischen der Werkstatt und dem Eisenlager. Bollhorst beschreibt Ziereis als Mann mit sieben Gesichtern, der täglich ein anderes zeigte. Im Kreuzverhör sagt Bollhorst, dass er vier Mal nach Hartheim gefahren ist, doch er wusste nicht, was dort passiert. Das Kommando mit den jungen Spaniern musste nicht durch den Wiener Graben marschieren. Bollhorst war von 1942 bis Frühling 1943 im Wiener Graben als Wachmann. Ende Mai/Anfang Juni 1944 wurde Bollhorst zum Rapportführer, damit hatte er das Recht, das Schutzhaftlager zu betreten. Danach geht es um die Ausgestaltung des Guckloches, durch das Ornstein und Kanduth die Exekutionen im Krematorium beobachtet haben. Bollhorst sagt, dieses Lock konnte von Krematoriumsseite geschlossen und gesperrt werden, sodass man vom Kühlraum nicht durchsehen konnte. Den Blockführer Füllgraf traf er, als er Rapportführer war, fast täglich, sagt Bollhorst. Vor den Fahrten nach Hartheim wurde ihr erklärt, dass diese Häftlinge auf Erholung kommen. Diese Häftlinge kamen aus dem Revier, ihre Personalunterlagen wurden aber nicht aus der politischen Abteilung mitgenommen, deshalb schien es ihm glaubwürdig, dass die Häftlinge zurückkehren würden. Bollhorst sagt, er sei nicht berechtigt gewesen, Blockführer zu ernennen, das habe nur der Kommandant getan. Oberscharführer war Bollhorsts höchster Rang. Bollhorst wird gefragt, ob er von einer Untersuchung einer Erschießung gekommen sei, die als Resultat nicht ergeben hat, dass die Erschießung gerechtfertigt war, er sagt er glaubt nicht. Jedenfalls sei nie ein SS-Mann wegen einer Erschießung bestraft worden.
Persons keywordHeinz Bollhorst, Niedermaier, Franz Xaver Ziereis, Bachmayer, Roth, Andreas Trum, Schulz, Füllgraf, Karl Giessriegel, Dr. Podlacher, Wassner, Nedimovic, Ornstein, Karl Emil Geiger, Kanduth, Schöps, Kurt Bany
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