U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-49, Trial Transkript, S. 45207-45227
TitleU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-49, Trial Transkript, S. 45207-45227
ReferenceDMP.000-50-5-49.45207
Content descriptionSeite: 45207-45227, Der erste Zeuge der Anklage ist Antoni Marciniak, er wird zu Anklagepunkt 2 befragt. Er lebt in München, ist Gärtner, 30 Jahre alt und arbeitet als Wachmann in der Leopoldskaserne in München. Den Angeklagten Wolfram kennt er zwischen 1941 und 1944. Marciniak arbeitete in Gusen I beim Steinbruch Westerplatte-Kommando – er war Häftling. Es gab die Steinbrüche Gusen, Kastenhofen und Bierbau, Marciniak arbeitete in Gusen. Wolfram war ein Repräsentant der Firma, die den Steinbruch Gusen leitete. Wolfram kontrollierte die Arbeit dort. Wie hart die Häftlinge arbeiten mussten und wie sehr sie hungerten, hing von Wolfram ab. Wolfram machte die Berichte und schlug auch selbst Häftlinge. Wolfram trug die Uniform eines SS-Obersturmführers – das war 1944, zu Beginn trug er Zivilkleidung. Marciniak glaubt nicht, dass Wolfram in den SS-Siedlungen wohnte. Marciniak war in Gusen I in vielen Blocks untergebracht. Im Herbst 1941 arbeitete Marciniak im Steinbruch, dort lud er Erde in schmalspurige Eisenbahnwaggons. Wolfram stand dabei und beobachtete das Ganze von einem erhöhten Punkt, dann kam er herunter und schlug einen Spanier mit geschlossener Faust und trat ihn. Der fiel auf einen Polen und beide fielen in den Steinbruch. Sie wurden weggetragen in eine Hütte nahe dem Steinbruch, abends wurden sie – tot – ins Lager zurückgebracht. Jeder getragen von vier Männern. Wolfram schlug zu weil der Spanier zu langsam gearbeitet hatte. Wolfram war täglich da, Marciniak war in Gusen I von 15.6.1940 bis 1944, dann war er in Gusen II bis 1945. Im Jahr 1943 arbeitete Marciniak im Steinbruch unter Kapo Korek. Er sah Wolfram bei der Kontrolle von Steinprodukten. Ein Russe hatte dabei schlechte Arbeit geleistet und bekam dafür von Wolfram 25 Stockhiebe. Der Russe wehrte sich und wurde schlimm verprügelt, kam ins Revier und nach einigen Tagen war er gestorben. Ebenfalls 1943 hat Wolfram eine Liste mit arbeitsunfähigen Häftlingen verfasst, die kamen nach Neubau und verhungerten dort. Es waren 150 Namen, darunter auch ein Freund Marciniaks namens Grabara. 150 kamen vom Steinbruch Gusen, weitere 150 von Kastenhofen nach Neubau, wo sie eingesperrt wurden. Neubau war ein noch nicht fertiggestelltes Gebäude, nur Mauern und ein Betonboden. Neubau war später Block 8, es blieben nur rund 15 Häftlinge übrig, der Rest verhungerte, bekam ein Achtel der normalen Rationen zu essen. Im Steinbruch gab es einige Zivilvorarbeiter, 1941 war auch Wolfram Zivilist. Wolfram unterstanden die Zivilisten und auch die Häftlinge, die Kapos arbeiteten unter ihm. Marciniak sah, dass der Kapo im Steinbruch, Wolkiennik, Schnaps von Wolfram bekam. Seidler warf den Kapo öfters hinaus, doch Wolfram holte ihn zurück. Seidler war der Lagerführer, doch Wolfram war ihm nicht unterstellt, sondern vertrat seine Firma. Marciniak arbeitete bei den Steinmetzen, die mussten die Steine von der Steinmetzhalle durch den Steinbruch Kastenhofen ins Lager transportieren. Dabei stürzte einmal eine Ladung Steine um und Wolfram befahl dem Hilfskapo, alle beteiligten Häftlinge zu bestrafen – das war ca. 1942. Marciniak sagt, dass Wolfram auch für Kleidung und Nahrung verantwortlich gewesen wäre und begründet das damit, dass er eine Verbesserung hätte veranlassen können, es aber nicht tat. Der Verteidiger versucht, Wolframs Rolle herunterzuspielen. Marciniak erzählt, Wolfram habe einmal gesagt, dass alle Muselmänner sterben müssten.
NotesWolkiennik und Korek waren Kapos im Steinbruch
Persons keywordSeidler, Antoni Marciniak, Wolkiennik, Korek, Grabara, Paul Wolfram
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