U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-2, Trial Transkript, S. 49409-49445
TitelU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-2, Trial Transkript, S. 49409-49445
SignaturDMP.667
InhaltsbeschreibungSeite: 49409-49445, Der Angeklagte Alois Hollriegl [sic] kommt in den Zeugenstand. Er kam aus Prag 1940 nach Mauthausen und blieb dort bis 2.5.1945, im Zuge dessen war er 1944 auch in Wr. Neudorf. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Zunächst geht es um eine schriftliche Aussage des Zeugen Kricka, die laut Höllriegl nicht stimmen kann, da er zu besagtem Zeitpunkt nicht in Mauthausen sondern Wr. Neudorf war. Höllriegl sagt, er sei am 1.9.1943 gemeinsam mit Tuntke nach Wr. Neudorf gekommen. Höllriegl gibt Mißhandlungen in Wr. Neudorf zu, jedoch seien diese nur auf Befehl seines Vorgesetzten Lamm erfolgt. Im Winter 1943-1944 war seine Frau zu Besuch und auch im Winter 1944-1945, deshalb hat er an den weihnachtlichen Mißhandlungen nicht teilgenommen. Hollriegl bestätigt, dass er in Nürnberg gegen hochrangige Mauthausen-Besucher ausgesagt hat, gegen Kaltenbrunner, zb. Wenn er geschlagen hat, waren die Häftlinge immer selbst schuld, weil sie etwas falsch gemacht hatten, sagt Höllriegl. Auch Strafexerzieren sei im Lager vorgekommen, um die Häftlinge zu erziehen, erzählt Höllriegl. Das war Erziehung für den Fall eines überraschenden Ziereis-Besuches. Höllriegl sagt, er sei eine Art Fußballtrainer für die Häftlinge gewesen. Auch Schach spielte er mit ihnen, da er unter den SS-Männern keine Gegner fand. Lamm und er selbst schwammen auch oft im Feuerwehrteich im Sommer. Höllriegl sagt auch aus, er habe dem Wiener Häftling Pruksch während einer Dienstfahrt in Wiener Apotheken einen Besuch bei seinen Eltern in der Pilgramgasse ermöglicht. Schmutzler habe zu ihm und TUntke gesagt, er wolle nicht, dass sie ständig mit Meldungen über Häftlinge zu ihm kommen sollten, deshalb gaben sie die Strafen oft selbst aus. In den ersten Tagen des Evakuierungsmarsch wurde er von einer Frau begleitet, die er kannte und die vor den Russen fliehen wollte. Nach einigen Tagen sah Stier das und Befahl Hollriegl mit ihm vorauszufahren, auch die Frau durfte mitfahren. Gemeinsam suchten sie Übernachtungsplätze aus. Die Frau hieß Erna Kvadas und war aus BAden. Hollriegl war seit Juli 1938 bei der NSDAP. Hollriegl trat im April 1938 der allg. SS bei, weil er dachte, das sei etwas für richtige Männer. Er dachte, das sei vor allem eine Sportvereinigung. Hollriegl sagt, er habe Wache stehen und still sein müssen, er habe nicht die Wahl gehabt, etwas anderes zu tun. Zweimal suchte er um Versetzung an und wurde zu Ziereis gerufen, um sich eine Strafpredigt anhören zu können. Hollriegl erinnert sich an einige Exekutionen, wobei er Wache stehen musste, 1941 und einmal auch 1942. Kommandiert wurde die Exekution von Bachmayer und auch Krebsbach war dabei. Hollriegl erklärt, warum die Häftlinge selbst daran schuld waren, wenn sie geschlagen wurden. Etwa wenn sie - was verboten war - bei der Arbeit standen. Hollriegl sagt, er hatte im Dienst immer ein oder zwei Vorgesetzte, die aktive SS-Männer waren. Er als Reservist sei ein SS-Mann zweiten Grades gewesen. Der Blockführer vom Dienst trug immer einen Ochsenziemer. In Wr. Neudorf gab es öfters Meldungen der "Arbeits-Gestapo" über Häftlinge, die Werkzeuge gestohlen oder zuviel mit Zivilisten geredet hatten. Er selbst war in Wr. Neudorf Blockführer. Der Zaun in Wr. Neudorf war meistens stromlos, weil des an Elektrizität fehlte - aber das war ein Geheimnis. Hollriegl erzählt, dass aufgrund eines Geheimbefehls im November 1944 Maschinenpistolen an das Lager geliefert wurden. Das geschah, um einen vermuteten Aufstand der ausländischen Häftlinge niederschlagen zu können. Während des ganzen Marsches sah er drei erschossene Häftlinge, nicht mehr. Hollriegl hörte sonst auch noch Schüsse, jedoch kamen die von der Front oder von der Erschießung der Pferde, die zu Nahrung wurden. Hollriegl berichtet von einer Ansprache Schmutzlers an die Häftlinge, darin versprach er, die Häftlinge nach Tirol zu bringen und später heim zu ihren Frauen. Von einem Schießbefehl hat er nie etwas gehört. Von Schmutzler bekamen er und Lamm einmal den Befehl, zwei Russen, die nach Wien geflohen waren, wieder einzufangen - tot oder lebendig. Einer der Russen schoss auf ihn, doch er schoss nicht zurück, sagt Hollriegl.
PersonenschlagwortAlois Hollriegl [sic], Hermann Tuntke, Rudolf Lamm, Franz Xaver Ziereis, Kurt Emil Schmutzler, Bachmayer, Eduard Krebsbach, Ernst Karl Kaltenbrunner
SchlagwortFreizeit, Dienstort, Dienstunterstellung, Dienstalltag, Evakuierungsmärsche
LevelEinzelstück