U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-10, Trial Transkript, S. 21339-21355
TitelU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-10, Trial Transkript, S. 21339-21355
SignaturDMP.2893
InhaltsbeschreibungSeite: 21339-21355, Alois Madlmaer, Zeuge der Verteidigung (und offenbar selbst aktuell Inhaftierter), gibt u.a. an: Er sei zwischen 1940 und 1945 in Gusen also politischer Gefangener inhaftiert gewesen; und zwar beim Aufbau des Lagers und dann bis zum Ende als Block- und Revierschreiber. Ja, er habe Reichert beim Verteilen von Paketen an die Häftlinge gesehen (etwa drei Mal pro Woche sei das passiert) weil er die Pakete abgeholt habe; nein, dieser habe dabei keine Häftlinge geschlagen und die Sachen, die Reichert auf Befehl v. Ziereis aus den Paketen genommen habe, seien danach an jene verteilt worden, die keine Pakete erhalten haben, erklärt Madlmaer. Madlmaer erklärt, er habe von den Totbadeaktionen gewusst; diese seien zwischen 1940 und 1942 durchgeführt worden. Bei der Befreiung, so Madlmaer, sei das Häftlingsbad noch gestanden, es sei aber mehr und mehr als richtiges Bad genutzt wurden. Madlmaer gibt u.a. weiters an: Ziereis sei zwei oder dreimal pro Woche gekommen, etwa eineinhalb Stunden und - wenn er am Abend kam - auch manchmal die Nacht über in Gusen geblieben. Das Krematorium sei im Herbst 1941 fertiggestellt worden; davor seien die Leichen nach Linz oder Steyr ins Krematorium gebracht worden. Nach Fertigstellung des Krematoriums, so Madlmaer, seien aber auch Leichen ins KLM gebracht worden, da die Kapazität in Gusen nicht ausreichte. Madlmaer wird weiters zu den Stollen befragt: Ja, die Häftlinge seien während Luftangriffen dorthingebracht worden; ja, es habe Gerüchte gehört, dass die Stollen zur Vergasung von Häftlingen verwendet werden sollten - und zwar habe ihm das Schutzhaftlagerführer, Obersturmführer Beck gesagt: Ziereis habe einen Befehl von Berlin bekommen, wonach alle Häftlinge nach St. Georgen in das Bergwerk gebracht werden und - sobald die amerikanischen Truppen unaufhaltbar nah seien - durch gas getötet werden sollten. Sechs Wochen zuvor habe es ein Maurer-Kommando gegeben, erklärt Madlmaer, welches die Eingänge bearbeitete. Einmal habe er eine Exekution gesehen, bei der ein Pole erhängt wurde; anwesend seien gewesen: Seidler und Rapportführer Killermann. Madlmaer schildert auch die Vorgänge im Zusammenhang mit den Totbadeaktionen: Die Gefangenen seien von den jeweiligen Blockführern ausgesucht und in Block 32 gesammelt worden. Dann seien sie dem Arzt vorgeführt worden und dieser habe entschieden, ob diese arbeitsfähig seien oder nicht. (In diesem Zusammenhang gibt Madlmaer an, am Anfang habe das Häftlingsrevier nur aus 3 Blocks bestanden; später seien aufgrund des Platzbedarfs weitere Blocks dazugekommen. Das Revier sei im Schutzhaftlager gewesen, jedoch mit einem Zaun abgetrennt.) Auch sei er Zeuge gewesen, so Madlmaer, als im Winter 1941 oder 1942 in Block 16 über 600 Häftlinge vergast wurden - durchgeführt habe dies ein Kapo namens Fiegel mithilfe zweier Russen und drei Polen. Während dieser Aktion seien offenbar auch die anderen Baracken desinfiziert worden; alle Häftlinge mussten in der Zwischenzeit am Appellplatz stehen und warten. Madlmaer gibt an, er habe gehört, dass eine zweite solche Aktion im März oder April 1945 durchgeführt wurde.
AnmerkungenAlois "Madlmaer" -> evt. name falsch angeführt?
PersonenschlagwortErnst Reichert, Seidler, Michael Killermann, Alois Madlmaer
SchlagwortRevierschreiber, Totbadeaktion, Leichentransport, Exekution, Stollensprengung, Vergasung
LevelEinzelstück