U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-31, Trial Transkript, S. 15150-15186
TitelU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-31, Trial Transkript, S. 15150-15186
SignaturDMP.8947
InhaltsbeschreibungSeite: 15150-15186, Slupetzky hat seit 1925 seine Entlausungsfirma und hatte erstmals im Mai 1941 mit Konzentrationslagern zu tun. Zeuge Geiger müsse sich irren, wenn er ihn schon 1940 dort gesehen haben will. Die Verteidigung verfügt über das Betriebsbuch von Slupetzky, wo alle Einsätze verzeichnet sind. Er hatte bis zu 46 Angestellte. 1941 wurde Slupetzky nach Mauthausen gerufen, wo ihn der Adjutant zu Kommandant Ziereis brachte. Außerdem waren der Standortarzt und der Verwaltungschef dabei. Er selbst habe nie Gas verkauft oder produziert, es kam von der Firma Dessau, den kalorischen Werken Kolin, beides Firmen der I.G. Farben. Er selbst kaufte das Zyklon B bei der Firma Dr. Heertringer in Frankfurt/Main. Slupetzky bekam den Auftrag, alle Häftlingsbaracken in Mauthausen und Gusen zu entlausen, im Mai 1941. Slupetzky betont, dass er die Verantwortung getragen habe und auch die Folgen tragen wolle. Die Vorbereitungen trafen Häftlinge unter Anleitung von Slupetzkys Mitarbeitern, die Gasbehälter öffnete er selbst. Die Häftlinge mussten nackt auf dem Appellplatz warten, dabei sah Slupetzky zweimal, dass Häftlinge, die bereits in Särgen lagen, noch lebten. Block 16 hatte keine Betten, sondern nur Strohmatratzen. Slupetzky war schon einige Tage vorher im Lager, dabei wurden schon Baracken entlaust, am 4. März 1942 passierte die Sache in Block 16. Vorher hatte man ihm gesagt, es gebe eine Typhusepidemie, das war neu, der Doktor bestätigte es ihm. Die SS informierte Slupetzky, dass die Häftlinge jetzt auf dem Appellplatz seien und die Begasung starten könne, dieser Information schenkte er glauben. Am Tag davor kam der Lagerarzt zu Slupetzky in die Kantine und sagte ihm, dass der Infektionsblock entlaust werden müsste und dass Slupetzky es allein machen solle. Er lehnte aber ab und nahm Mitarbeiter Fischer mit, außerdem waren der Lagerarzt, Seidler und Radweitz anwesend. Slupetzkys Mitarbeiter Simchen musste draußen warten. Dann wurden 5 Gasbehälter geöffnet. Block 16 war 50 Meter lang und 12 Meter breit, in der Mitte war die Baracke durch eine Steinmauer geteilt. Der rechte und linke Teil hatten separate Eingänge. Dann beschreibt Slupetzky beide Teile mit Hilfe einer Skizee. Er sagt, die Häftlinge hätten nicht mehr gelebt, als er die Gasbehälter in Block 16 geöffnet hat. Dann haben sie den Raum verlassen und Fischer wollte die Tür versiegeln, doch ein SS-Mann sagte, dass er sich das sparen könne, denn es kämen jetzt Häftlinge hinein. Slupetzky protestierte dagegen heftig, sagt er und Seidler und Radweitz sagten ihm, er solle sich nicht so aufregen. Doch Slupetzky fuhr sofort zu Ziereis, der ihm sagte, er solle sich wegen der "Rameliten" nicht so aufregen. Danach fuhr zurück und entließ noch das Gas aus einigen Baracken, dann fuhr er mit Simchen nach Linz, Fischer blieb zurück. Am nächsten Morgen kam der GESTAPO-Agent Stuller mit dem Bezirksinspektor Franz Peterseil und dem Schwager des Gauleiters, Otto Meier und seine Wohung wurde wegen angeblichen Diebstählen untersucht. Einige Wochen kam Ziereis und brachte Slupeztky einen Totenschädel und sagte ihm, dass dies der Totenschädel eines russischen Komissars sei, der viele Deutsche auf dem Gewissen habe und Slupetzky solle nicht so weich sein. Slupetzky nennt den Zeugen Chapiorski den Judas der Firma. Dieser sei ein Lügner gewesen, denn an jenem Tag, an dem er Slupetzky kennen gelernt haben will, war der in Saloniki mit Rudolf Sokotka, Alois Starrmeyer und seinem Sohn Wilfrid Slupetzky. Seine Firma, in der Ostarbeiter entlaust wurden, sei erst 1941 gebaut worden und war deshalb sehr modern. Nach dem Vorfall in Block 16 ging Slupetzky nach Griechenland. Im Jänner 1945 hat er wieder eine Begasung gemacht, dabei kam ein polnischer Häftling namens Peter Bojkowski um. Zu den Vorkommnissen in Block 16 sagt Slupetzky noch, dass er zirka fünf bis sieben Minuten nach der Öffnung der Gasbehälter durch das Fenster hineigesehen hätte und da hätte niemand mehr gelebt. Deshalb meint er, die Häftlinge wären bereits vorher tot gewesen, denn so schnell hätte sie das Gas nicht töten können. Der Fall Bjokowskis wurde auch der Gendarmerie gemeldet, dieser wollte in die Baracke hinein und starb am Gas.
Personenschlagwort Franz Xaver Ziereis, Seidler, Radweitz, Geiger, Peter Bojkowski, Chapiorski, Franz Peterseil, Otto Meier, Anton Slupetzky, Fischer, Simchen, Rudolf Sokotka, Alois Starrmeyer, Wilfrid Slupetzky
SchlagwortVergasung, Entlausungsfirma, I.G. Farben, Zyklon B
LevelEinzelstück