U.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-6, Trial Transkript, S. 51659-51697
TitleU.S. Army Kriegsverbrecherprozesse zum KZ-Komplex Mauthausen/Gusen am Militärgericht Dachau: Case 000-50-5-6, Trial Transkript, S. 51659-51697
ReferenceDMP.1923
Content descriptionSeite: 51659-51697, Wetterwald kommt als Zeuge der Anklage in den Zeugenstand (gegen den Einspruch des Verteidigers, der eine unnötige Verlängerung des Falles argumentiert). Wetterwald ist 36 Jahre alt, lebt in Paris, hat dort eine Arztpraxis und war Häftling in Ebensee. Er hat in Paris studiert - fertig wurde er 1940. Er kam am 10.5.1944 nach Ebensee, davor war er in Mauthausen. Er war Häftlingsarzt im Revier in Ebensee. Inhaftiert wurde er 1944, weil er im Widerstand war. Er kennt Dr. Geiger, der das Revier in Ebensee führte und auch Kramer. Geiger leitete das Revier als Wetterwald dorthin kam, Wetterwald behandelte Häftlinge. Es gab zu wenig Platz im Revier, die hygienischen Bedingungen waren schlecht, es gab zu wenig Medikamente. Meist schliefen zwei Häftlinge in einem Bett, auch in den oberen Stockbetten. Die Ernährung war unzureichend. Es gab zb. ganzen Mai keine Opiate. Operationen mussten teilweise ohne Anästhetika durchgeführt werden. Allein im Mai starben 12 bis 14 Häftlinge pro TAg. WEtterwald sagt, er habe 100er Phlegmone ohne Narkose operiert. Wetterwald erinnert sich an den Fluchtversuch eines 18-jährigen Italieners, der mit schweren Verletzungen von Schlägen und Hundebissen ins Revier kam. Dort wurde er vom Revierkapo und vom Revierältesten totgeschlagen. Im Mai warteten täglich 80 bis 120 Häftlinge auf eine Untersuchung vor dem Revier, oft zwei drei Stunden lang. Wetterwald untersuchte Häftlinge gemeinsam mit dem tschechoslowakischen Arzt Dr. Pipka, jedoch stellten sie nur die Diagnose, ob ein Häftling arbeiten konnte oder nicht entschied der Rapportführer des Reviers. Wetterwald berichtet auch von der Desinfektion zur Sonnenwende 1944, er zeichnet ein düsteres Bild im Vergleich zu Slupetzky davor. Die heiß-kalte Dusche wäre für gesunde Männer gut gewesen, nicht jedoch für die Häftlinge, schon gar nicht für jene, die trotz frischer Operationen desinfiziert wurden - ohne ihre Bandagen und Verbände. Dr. Jobst folgte Geiger nach, dieser zeigte ihm noch alles im Revier. Wetterwald berichtet über die Ankunft des Transportes von Wolfsberg, das war im FEbruar oder März 1945. Etwa 2000 Juden kamen damals an, drei Wochen waren sie in offenen Wägen gefahren, rund 100 Männer wurden abgeladen wie Steine. Der Rest stand einen ganzen Tag und eine Nacht vor dem Krematorium - ohne Essen und Trinken, manche aßen Schnee. Nächsten Morgen wurden sie zur Dusche gebracht, 121 waren schon tot. Die Überlebenden kamen in Quarantäne - 14 Tage lang durften sie nicht behandelt werden. Wetterwald sagt, dass das SS-Revier besser ausgestattet war als das Häftlingsrevier - dort gab es nur Papierbandagen. Es gab Anfragen an die Apotheke in Mauthausen, doch als Antwort kam "nicht verfügbar". Jobst kaufte selbst Medizin in der apotheke "schwarzer Engel" ein. Gegen Jobst habe er grundsätzlich persönlich nichts gehabt, jedoch habe dieser die "Vernichtungsblocks" eingerichtet (Extermination-Blocks). Wetterwald operierte die Häftlinge, die Riemer am 23.5.1944 an- oder erschossen hatte. Ob Geiger in diesem Zusammenhang versetzt wurde, weiß WEtterwald nicht. Dr. Quenounille diskutierte öfters medizinische Dinge mit Geiger. Der Kapo Hermann war noch in Ebensee als Geiger schon weg war. Der Kapo Leo wurde ermordet. Hermann, Leo und ein Jugoslawe wurden am selben Tag ins Revier gebracht. Leo war stranguliert worden, Hermann wurde erstochen. Der Verteidiger argumentiert, man musste den Verletzten vor der Entlausung die Bandagen entfernen, da sich die Läuse sonst dort versteckt hätte. Wetterwald kontert, es hätte auch andere Optionen gegeben, wogegen der Verteidiger Einspruch erhebt. An der Entlausung nahm ein SS-Rottf. namens Schilling teil und sorgte für Ordnung. An der Desinfektion seien auch zwei Häftlinge wenig später verstorben, weil die Mittel zu stark waren - sie waren krank und frisch operiert gewesen. Ein russ. Kapo namens Constantin soll Gerüchten zufolge bei Injektionen dabei gewesen sein. Häftlingsärzte waren neben Wetterwald noch Pipka (lebt in Prag), Quenouille (starb im KZ) und Lejal (lebt in Nancy). Es gab in Ebensee zwei Serien von Injektionen, sagt Wetterwald. Quenouille hat Geiger laut WEtterwald einige Sachen gelehrt, da dieser noch kein fertiger Arzt gewesen ist. Der Transport aus Melk um den 14. und 15. April kam per Zug, per LKWs und einige marschierten auch. Es kam häufig vor, dass sich Häftlinge in Ebensee selbst verletzten. Wetterwald schlug in manchen Fällen den SDGs Deutschmann und Schilling vor, Gliedmaßen zu amputieren, doch die Antwort war, das käme nicht in Frage, da sie dann nicht mehr arbeiten könnten.
Persons keywordGeiger, Schilling, Deutschmann, Jobst, Francois Ludovic Wetterwald, Pipka, Quenouille, Lejal
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